Dark
Und vorbei, nach nur 26 Folgen. Ich bin hin- und hergerissen. Vieles an Dark war grandios. Die Darsteller waren fast durch die Bank überragend. Die Stimmung, die Bilder, die Emotionen. Ganz großes Kino. Die Story war… ambitioniert. Spoilerwarnung für alle drei Staffeln, obviously.
Mir hatte der Zeitsprung in die Zukunft am Ende von Staffel 1 schon Angst gemacht. Das fühlte sich nach zu viel an, ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Autoren in der zweiten Staffel über diese selbstauferlegte Messlatte springen können würden. Aber sie haben mich überrascht, ich hatte wenig bis nichts an der zweiten Staffel auszusetzen. Aber in Staffel 3 wurde es ein bisschen zu viel des Guten. Ich hatte mich mit mehreren Recap-Videos vorbereitet, ich hatte den Stammbaum immer griffbereit, ich habe ohne Nebenbeschäftigung geschaut. Und trotzdem war ich mir quasi durchgängig darüber unklar, ob ich Dinge gerade noch nicht verstehen soll, oder ob ich sie nicht mehr weiß, aber eigentlich verstehen müsste. Dadurch landen Enthüllungen und Erkenntnisse natürlich nicht so, wie sie sollten. Dass die Staffel mich trotzdem in einigen Szenen beinahe zu Tränen bewegt hat, spricht dafür, auf welchem Level alle anderen Aspekte waren.
Trotzdem – um nochmal den Aspekt des fokussierten Schauens aufzugreifen. Es gibt mittlerweile nicht mehr viele Serien, die es schaffen, meine Aufmerksamkeit komplett zu fangen. Westworld z.B. schafft es problemlos. Dark hatte es bisher auch geschafft, aber in der dritten Staffel habe ich verstärkt beobachtet, dass mangels ausreichendem Verständnis auch der Konzentrationswille nachgelassen hat, ich musste bewusst darauf achten, nicht dem Handy-Impuls nachzugeben.
Vielleicht muss ich dieses Urteil in einigen Jahren nochmal revidieren, wenn ich einen Rewatch am Stück mache, aber im Moment ist das mein Hauptkritikpunkt: Auch wenn die Story (soweit ich sie mittlerweile verstanden habe) durchaus schlüssig ist, ist sie vor allem in der dritten Staffel nicht besonders befriedigend erzählt worden. Generell hätte ich mir schon nach der ersten Staffel eine andere Richtung gewünscht – es ging mir ein bisschen zu sehr ins konkrete bezüglich der Ursache der Anomalie, zu viel Midi-Chlorianer. Staffel 2 hat mir denke ich vor allem deshalb trotzdem gut gefallen, weil es sich zeitlich größtenteils wieder “in der Vergangenheit” abgespielt hat und letztlich nur das bestehende Mysterium weiter ausgeschmückt hat. Erst in Staffel 3 ging es ans Eingemachte was Auflösungen und Erklärungen angeht.
Ich hätte mir persönlich außerdem ein weniger bittersüßes Ende gewünscht, aber da spricht vielleicht nur der hoffnungslose Romantiker in mir.
Wie dem auch sei – es war ein enormes Vergnügen, und ich hätte gerne mehr Serien, über die ich auf diesem Niveau jammern kann. Eine deutsche Serie, die so gut war, dass mich nicht einmal das elende Bühnendeutsch vom Genuss abhalten konnte.