Casual
Kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag im Oktober 2015 hat Hulu mit Casual eine der schönsten Serien der letzten Jahre und somit generell der neuen Streaming-Ära veröffentlicht. “Schön” nicht im visuellen Sinne, sondern im emotionalen. Viele exzellente Serien sind heute sehr dramatisch oder brutal, und ein paar wenige sind auch wirklich, wirklich lustig. Casual passt in keine der beiden Schubladen: Kein Herzrasen oder Bluthochdruck, und auch nicht zum Kaputtlachen. Stattdessen habe ich nach oder während jeder Folge ein Lächeln im Gesicht.
Die Charaktere – eine (recht frisch) alleinerziehende Mutter, ihre Tochter und der Bruder/Onkel der beiden, sowie (Ex-)Partner und Freunde/Kollegen – sind gekennzeichnet durch ihr dysfunktionales Liebesleben, was aber nicht auf eine gehässige Art und Weise dargestellt wird, sondern sehr menschlich. (Der Trailer zur ersten Staffel zeichnet ein gutes Bild.) Vermutlich ist es das, was mich so anspricht – natürlich sind die erzählten Geschichten teils absurd und überzeichnet (allerdings eher in ihrer Anhäufung als in der jeweiligen Ausprägung), aber diese Menschlichkeit macht das Ganze authentisch und sympathisch. 🥰 Außerdem kann ich mich ausgezeichnet mit “dysfunktionales Liebesleben” identifizieren und musste oft schmunzeln, als ich eigene Tinder-Eskapaden in der Serie wiedererkannt habe.
Im Juli diesen Jahres lief nun schon das Serienfinale, gerade eben flimmert der Abspann aus meinem Fernseher. Es sind nur vier Staffeln mit insgesamt 44 Folgen geworden, grade mal 20 Stunden Spielzeit. Aber die die Serie konnte ihr Niveau konstant halten und hat sich einen Platz in meinem Herzen geschaffen.
Es gibt nach wie vor viele Serien, die mich unterhalten oder sogar begeistern. Aber mich auf die Art und Weise glücklich und zufrieden machen wie es Casual gelungen ist, das schaffen nicht viele. Ich und die Welt könnten mehr davon gebrauchen.